Unerwartete Regenzeit oder:
Wie Du von der Angst ins Urvertrauen kommst
Dass der Winter nach der TCM und im Shiatsu im Zusammenhang mit dem Element Wasser steht, habe ich schon im letzten Blog-Post angerissen. Hier auf Koh Phangan sollte zwar die Regenzeit schon vorbei sein, aber es schüttet seit gestern wie aus Schaffeln. Ich werde erinnert, wieder einmal, dass ich mich zurücklehnen darf…
Seit ich hier vor 3 Wochen angekommen bin, gelang es mir, dank einiger begleitender digitalen Vorträge, die ich mir immer wieder zu Gemüte zog, recht gut, in der „es-gibt-nichts-zu-tun-Haltung“ zu bleiben. Dann schrieb ich den eben erwähnten letzten Blog-Beitrag und schwups, ganz schnell und unbemerkt war ich wieder im „ich-sollte-doch-etwas-tun“-Modus. Super schnell ging das. Beeinflusst durch ein paar Menschen, die eben genau dies vertreten und ganz viel tun. Ich möchte das nicht im geringsten bewerten. Einige dieser Menschen erscheinen mir ausserordentlich glücklich, andere vielleicht etwas getrieben. Aber hey, das darf alles sein! Wir alle haben unseren Weg, auf dem wir lernen. Und mein Weg passt bestimmt nicht für alle…
Bei mir merke ich jedenfalls, dass ich, sobald ich in das „ich-sollte-doch-etwas-tun“ komme, allgemein anfälliger bin für meine angstgesteuerte Gedankenwelten. Denn plötzlich könnte ja auch mein „pädagogisches“ Verhalten als Mutter ins Fatale für meinen Sohn enden. Plötzlich vergleiche ich mein vermeintlich lasches (Arbeits-)Leben mit den superproduktiven durchstrukturieren Leben von Personen im meiner Mitwelt. Plötzlich sehe ich die Aspekte in mir und in meinem Sohn, die aus diesem Blickwinkel definitiv schlecht zu bewerten wären. Ich bin empfänglich für angsterfüllte Zukunftsszenarien und was aus unserer Kindergeneration mit all den digitalen Medien und dieser Welt wohl könnte. Mit jedem „ich-sollte-doch-etwas-tun“-Gedanken schwindet mein Vertrauen und meine Angst wird stärker…
Und da kommen jetzt die Organfunktionen von Blase und Niere, den Organen des Wassererlements, ins Spiel. Sie sind da um zur Regeneration zu verhelfen, um Trübes zu Klarheit zu bringen. Oder aber es kommt zur Angst – und wir bleiben im Trüben.
Die Hauptachsen der beiden Meridiane verlaufen am Rücken. Links und rechts von der Wirbelsäule, innerhalb und ausserhalb der Rückenstrecker, also der langgezogenen Muskelpartie direkt links und rechts der Wirbelsäule. Rein mechanisch, wenn wir uns das vorstellen, haben diese Meridiane viel mit dem Sich-zurücklehnen zu tun, dem sich Anlehnen, dem Hinten vertrauen, dem, was-wir-nicht-sehen vertrauen. Es ist die Verbindung nach hinten, zu unseren Ahnen. All jene, die hinter uns stehen. Die uns den Rücken stärken. An sie können wir nur andocken, wenn wir uns ihnen auch ein Stück annähern, uns eben etwas zurücklehnen.
Probier das hier und jetzt aus: lehne dich nur um 1 oder 2 cm weiter zurück. Du brauchst dafür keine Lehne, einfach so im aufrechten Sitzen wirst Du schon merken, wie sich Deine Körperspannung und Deine Atmung verändert. Beobachte Deine Gedanken, Deine Gefühle – was ist anders?
Ich freue mich über deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Jetzt könnte man natürlich sagen, ich tu ja gar nicht nichts. Ich schreibe ja diesen Artikel. Ja, das tue ich – allerdings aus diesem Antrieb von hinten heraus. Kein vom Kopf nach vorne gezogenes „ich-sollte-etwas-tun“, sondern ich werde, wie mit Rückenwind von hinten leicht geschoben zur Tastatur und die Worte rieseln aus meinen Fingern heraus. Das entsteht aus dem Vertrauen, dass zu mir kommt, was zu mir gehört. Dass ich weiß, was zu tun ist, wenn es zu tun ist. Und dass sich dieses Tun dann voller Leichtigkeit und mit Freude erleben lässt.
Lehn Dich zurück! Ich mach das jetzt auch wieder!
Stay tuned!